Was der Auftraggeber sagt und was der Entwickler versteht

Hallo liebe Leser. Ich habe seit längerem nichts mehr geschrieben, weil ich bis zum Hals in Arbeit stecke. Ich lebe aber noch. 😉
Heute soll es mal um ein grundsätzliches Thema gehen, welches mir in der letzten Zeit vermehrt in Entwickler-Foren und auch bei eigenen Kunden aufgefallen ist. Die Diskrepanz zwischen dem, was der Auftraggeber sagt, und dem, was der Entwickler versteht.

Diejenigen unter Euch, die tagtäglich Web Applikationen entwickeln, haben sicherlich schon mal den Fall erlebt, dass ihr, wenn überhaupt, eine ziemlich wage Umschreibung eines Auftrages bekommt. Es geht hierbei meist nur um kleinere Arbeiten, für die die Erstellung eines Pflichtenheftes einfach zu zu viel Arbeitsaufwand wäre. Diese unklaren Beschreibungen eines Auftrages lauten dann ungefähr so:

  • Mach mal eine Suche mit Liste
  • Programmiere doch mal so ein News System
  • Mach das mal in schön

Die meisten dieser Aufträge beginnen wirklich mit dem Wortlaut „Mach mal …“. Ich als Entwickler mit jahrelanger Erfahrung weiß inzwischen, dass man derartige Sachen nicht einfach so macht. Als ich noch klein und unerfahren war, hat man sich direkt auf Basis derartiger Anweisungen in die Arbeit gestürzt und hinterher gejammert, dass der Aufwand wegen nachträglichen Änderungen bis hin zur kompletten Überarbeitung extrem hoch war und den Kostenrahmen enorm gesprengt hat. Irgendjemand muss es schließlich auch bezahlen. Es wird schwer jemandem verständlich zu erklären, warum der Arbeitsaufwand im Vergleich zu einem ausführlich beschriebenen Auftrag sehr viel höher ausfiel.

Also frage ich als Entwickler nach, welche Daten z.B. in einem Suchformular für die Suche abgefragt werden sollen. Er fragt auch nach, wie das Suchergebnis dargestellt werden soll. Ebenso wäre wichtig, ob es eine Sortierung der Suchergebnisse geben soll und wie diese Sortierung für den Endanwender zu benutzen ist. Diese Fragen müssen vorab einfach gestellt werden, wenn sie in einer Auftragsbeschreibung nicht ausführlich geklärt sind. Sind alle Fragen vorab geklärt, gelangt man auch sehr viel schneller ans Ziel.

Das Problem dabei ist einfach immer wieder, dass der Auftraggeber eine sehr klare Vorstellung von dem, was umzusetzen ist, in seinem Kopf hat, sie aber nicht genau beschreiben kann, so dass der Entwickler diese auch genau so versteht, wie der Auftraggeber. Wie bekommt man diese sehr konkrete Vorstellung des Auftraggebers nun in den Kopf des Entwicklers? Dem Entwickler bleibt einfach nur die Möglichkeit so viele Fragen zu stellen, wie eben nötig sind.
Manchmal muss man dem Auftraggeber aber vorher auch erklären, warum derart viele Fragen notwendig sind. Es wäre nicht das erste Mal, wenn mir als Entwickler viele konkrete Fragen zu einer Aufgabenstellung als Unwissen á la „Sagen Sie doch gleich, dass Sie das nicht können.“ ausgelegt werden. In wenigen Fällen wurde einem sogar vorgeworfen, dass man sich dumm stellen würde. Manchmal ist sich dumm zu stellen aber die beste Lösung.

Was schlussfolgern wir daraus? Es ist zwingend notwendig viele Fragen bei unklaren Auftragsbeschreibungen zu stellen, so dass der Endkunde auch das Produkt bekommt, welches er sich vorab vorgestellt hat. Sollten vorab keine konkreten Vorstellungen vorhanden sein, sind Fragen noch notwendiger, als sie es ohnehin schon sind. Hier muss nämlich erstmal eine genaue Vorstellung geschaffen werden. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass eine Suche niemals der anderen gleicht. Auch eine Blätterfunktion gleicht niemals der anderen und was für den Entwickler „schön“ ist, kann für den Kunden schon total hässlich sein.

Frei nach der Devise „Wer? Wie? Was? Wieso? Weshalb? Warum? Wer nicht fragt … bezahlt am Ende mehr.“ sollten wir uns daran gewöhnen, dass es auch mal mehr Fragen sein können und auch müssen, um sicher zu stellen, dass man nicht aneinander vorbei redet. Dies ist kein Zeichen von mangelndem Können oder sich einfach dumm zu stellen, sondern zeugt von einer gewissen Professionalität.

Wie sind Eure Erfahrungen? Sind wir als Entwickler gefordert dem Auftraggeber klar zu machen, wie wichtig konkrete Auftragsbeschreibungen sind, um am Ende die Nerven aller zu schonen?

 

2 Gedanken zu „Was der Auftraggeber sagt und was der Entwickler versteht“

  1. Die berühmten 7 W´s..sind hier zwar nur 6 weil das WO? klar ist aber die W´s sind in Sachen Projekt Planung unumgänglich und extrem wichtig. Ich hab das ja dank meines ersten Kunden und Gesprächen mit Dir auch schnell gelernt. Das kann einem auch ganz schnell über den Kopf wachsen oder übers Budget.

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  2. Wir arbeiten immer mit Skizzen und Auftragsblättern bei denen wir penibel festhalten wie und was der Kunde will. Im Grunde trifft dein Artikel komplett ins Schwarze. Wir haben einem Kunden mal ein Update mit Screenshots absegnen lassen. Bei der Vorstellung wollte er es dann wieder anderst. Für ihn simpel für uns unter Umständen ein komplettes Redesign. Manchmal ist es nicht leicht 😉

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